Aus den Fugen gehebelt

Eine junge Frau vergleicht ihren Diabetes mit einem unerwünschten Kind.
Ich werde hellhörig und frage mich, ob das überhaupt möglich ist?

Diabetes kann, wie eine ungewünschte Schwangerschaft, eine große Belastung sein und das Leben von heute auf morgen aus den Fugen hebeln.
Eine unerwünschte Schwangerschaft, aber auch Diabetes, können eine Zeit lang ignoriert werden.

Kann man unerwünschte Kinder ignorieren?
Kinder weinen, machen auf sich aufmerksam, werden lästig, wenn sich niemand kümmert.
Sie brauchen  Aufmerksamkeit, Pflege, Liebe.
Kinder werden angenommen und geliebt.

Diabetes mag niemand.
Diabetes bleibt im Verborgenen, tut nicht weh. So manchem Menschen mit Diabetes drückt die Krankheit aber auf die Seele. Als qualvoller Schmerz bohrt er in uns.

Ich persönlich könnte mir nach gründlicher Überlegung nun doch vorstellen, Diabetes mit einem Kind zu vergleichen.

Diabetes möchte wahrgenommen, begleitet und geführt werden, am liebsten ließe er sich verwöhnen wie ein kleines Kind.
Diabetes  braucht Aufmerksamkeit, Wissen, Pflege und Selbst- Liebe.

Vernachlässigte Kinder werden seelisch krank.
Ein vernachlässigter Diabetes macht uns  krank - körperlich und seelisch.

Empfehlenswert wäre, den Diabetes wie ein Kind zu behandeln, zu beobachten, zu erziehen, ihm Grenzen zu setzen. Diabetes darf uns nicht tyrannisieren.

Ein unerwünschtes Kind entpuppt sich alsbald als besonderer Schatz.
Kinder machen uns reicher, sagt man.

Was macht der Diabetes mit uns? Mit Ihnen? Mit Dir?

Ihr Graureiher