Diabetestechnologie und Typ 2 Diabetes

Diabetestechnologien wie Insulinpumpen zur kontinuierlichen Insulinabgabe, Smart Pens oder Sensoren zur laufenden Glukosemessung haben sich in den letzten Jahren immer weiterentwickelt und stellen effektive Therapien in der Behandlung von Diabetes dar. Vermehrt profitieren auch Menschen mit Typ 2 Diabetes von den neuen Technologien. 

Bei Personen mit Typ 2 Diabetes wird immer häufiger ein sogenanntes FlashGlukosemonitoring durchgeführt. Bei diesen Systemen muss aktiv mit einem Scanner (z.B. mit dem dazugehörigen Messgerät oder mit einem Smartphone mit passender App) über den Sensor gefahren werden, um den Glukoseverlauf der letzten acht Stunden zu ermitteln. Zusätzlich erhält man den aktuellen Wert mit einem Trendpfeil bzw. einen Alarm, wenn ein Wert außerhalb des Zielbereichs liegt. Dadurch hat man die Möglichkeit den Blutzucker sehr regelmäßig kontrollieren zu können, ohne dabei blutig messen zu müssen. Ein Sensor kann ca. 10-14 Tage genutzt werden, bevor ein neuer Sensor gesetzt werden muss. Eine gute Schulung zum Verständnis der gelieferten Daten ist dabei sehr wichtig um entsprechend positive Therapieeffekte zu erzielen.

Mittlerweile sind auch Smart Pens verschiedener Anbieter auf dem Markt und können mit entsprechender Begründung zur Therapie bei Typ 2 Diabetes verordnet werden. Smart Pens können die abgegebenen Insulineinheiten sowie die Zeit der Abgabe speichern und die Daten können dann an eine App gesendet werden. Die Daten können zur Therapiebesprechung verwendet werden und bieten auch eine gewisse Sicherheit, da kontrolliert werden kann, wieviel Insulin wann verabreicht wurde.

Was kann zukünftig erwartet werden?

Speziell für die Therapie mit Insulin bei Menschen mit Typ 2 Diabetes sind vereinfachte Pumpen entwickelt worden, bzw. in Entwicklung, bei denen auf Knopfdruck Insulin abgegeben werden kann. Als Beispiel sind die PaQ® Patch Pumpe zu nennen (in manchen Ländern Europas bereits verfügbar), oder die Medisafe WITH Patch-Pumpe. Weitere Produkte sind in Amerika auf dem Markt.

Neben den modernen Methoden zur Insulingabe und Glukosemessung gibt es unterschiedliche digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs), die unterstützend bei der Therapie von Typ 2 Diabetes eingesetzt werden können. DiGAs unterstützen beispielsweise Veränderungen beim Ernährungs- und Bewegungsverhalten. In Österreich werden die Apps bisher weder vom Arzt oder von der Ärztin verschrieben oder von der Krankenkasse bezahlt, das Bewusstsein für die Anwendungen ist grundsätzlich noch nicht besonders hoch. Es wird jedoch erwartet, dass es in Zukunft deutlich mehr unterstützende DiGAs geben wird.

Die Wichtigkeit der neuen Technologien zeigt das aktuelle Update zur Diabetestechnologie (Schütz-Fuhrmann et al., 2023). In der Leitlinie werden die die neuen Technologien angeführt und je nach Informationslage empfohlen. Für Menschen mit Typ 2 Diabetes wird hier die Verbesserung der Lebensqualität und die Reduzierung von Hypoglykämien unter Verwendung von Flash Glukose Monitoring angeführt.

Unabhängig von den positiven Effekten, sind aber auch psychologische Herausforderungen mit den neuen Technologien verbunden.

Lange und Kulzer (2023) beschreiben neben den positiven Effekten auch negativepsychologische Effekte oder Wahrnehmungen, die berücksichtigt werden müssen. Hierbei werden unter anderem folgende Punkte genannt:

  • Überforderung
  • Ständige Beschäftigung mit den Daten bzw. Werten
  • Störende Alarme
  • „Kontrollgefühl“ durch neue Transparenz
  • Aufwand der Datenübertragung als Hindernis/Hemmnis
  • Sichtbarkeit des Sensors – jeder weiß sofort, dass man Diabetes hat
  • Hautreaktionen auf das Sensorpflaster

Eine Voraussetzung bei allen Technologien ist eine gute und umfangreiche Schulung.Individuelle Therapieziele sollen besprochen werden - die individuelle Nutzung von Technologien kann sehr unterschiedlich sein und muss in einer gemeinsamen Entscheidungsfindung mit dem Patienten erfolgen. Auf diese Weise steigen die Chancen, dass die neuen Technologien eine Therapie positiv beeinflussen können, ohne dabei zu überfordern.

Literatur:
https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_lexikon/fgm-flash-glucose-monitoring abgerufen am 26.03.2024

https://www.diabetesde.org/typ-2-diabetes-diabetestechnologie abgerufen am 26.03.2024

https://www.medmedia.at/digitaldoctor/app-auf-rezept-werden-digitale-gesundheitsanwendungen-erstattungsfaehig/ abgerufen am 23.03.2024

Pöttler T et al. (2017). Ergebnisse von drei Monaten Insulintherapie mit PAQ® bei PatientInnen mit Typ-2-Diabetes. ÖDG 2017, freie Vorträge 1, Wien Klin Wochenschr 129: S159–S184

Lange K und Kulzer B (2023). Psychologische Aspekte der kontinuierlichen Glukosemessung. Diabetes, Stoffwechsel und Herz; 32 (4) Seite 180-189

Schütz-Fuhrmann et al. (2023). Diabetestechnologie (Update 2023). Wien Klin Wochenschr; 35 (Suppl 1) Seite 53–S61. https://doi.org/10.1007/s00508-023-02165-9

Bretschneider MP und Schwarz PEH (2021). Digitale Gesundheitsanwendungen in der Diabetologie – was gibt’s, wie geht’s? In|Fo|Diabetologie; 15 (6) Seite 35-45. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8668266/pdf/15034_2021_Article_3780.pdf  abgerufen am 23.03.2024

Resl M (2020). Diabetestechnologie für Menschen mit Typ-2-Diabetes. Universum Innere Medizin; UIM 01|2020. https://www.medmedia.at/univ-innere-medizin/diabetestechnologie-fuer-menschen-mit-typ-2-diabetes/ abgerufen am 23.03.2024