Jeder 3. Jugendliche leidet an psychischen Erkrankungen!
Diese und ähnliche Aussagen dominieren seit geraumer Zeit die Schlagzeilen der Medien.
Die weltweiten Krisen und die daraus entstehenden Probleme haben bei den Jugendlichen zu einem Anstieg an depressiven Erkrankungen, Angststörungen, Essstörungen, Selbstmordgedanken und Selbstmordversuchen geführt. Grund genug, sich in den Herbst-Ausgaben unseres Newsletters mit dieser Problematik auseinander zu setzen.
In unserem ersten Beitrag wollen wir Sie über die Arten der psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter informieren, woran man diese erkennt und wie sie behandelt werden könnten.
Psychische Erkrankungen bei Kindern / Definition:
Jedes Kind zeigt psychische Auffälligkeiten: plötzliche schlechte Laune oder Traurigkeit, Wutanfälle aus heiterem Himmel, keine Lust die Schule zu besuchen und ähnliches. Normalerweise kein Grund zur Aufregung – erst wenn sich diese Stimmungslagen häufen und zur Gewohnheit werden, wenn sie den Alltag des Kindes belasten, liegt möglicherweise eine psychische Erkrankung vor. Die Eltern oder Bezugspersonen sollten diese Zustände dann genauer beobachten und tätig werden.
Formen der psychischen Erkrankungen:
Alter und Geschlecht beeinflussen die Arten der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.
- Bei Kleinkindern unter 4 Jahren: psychische Störungen haben ihre Ursache oft in Entwicklungsstörungen.
- Grundschulkinder: es dominieren Angststörungen, Depressionen, aggressive Verhaltensstörungen sowie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätsstörung / „Zappelphilipp“).
- Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren: Depressionen, Essstörungen und Suchterkrankungen kommen in dieser Altersgruppe am häufigsten vor.
Bei Knaben treten ADHS, aggressive Verhaltensstörungen und Suchterkrankungen häufiger auf, bei Mädchen überwiegen Depressionen, Essstörungen und psychosomatische Krankheitsbilder (das sind Beschwerden, für die Ärzt*innen keine eindeutigen körperlichen Ursachen finden).
Symptome psychischer Erkrankungen:
Grundsätzlich sollten psychische Erkrankungen so schnell wie möglich behandelt werden.
Doch wie erkennen? Handelt es sich bei Verhaltensauffälligkeiten schon um psychische Störungen oder nur um eine vorübergehende Auffälligkeit?
Auf jeden Fall sollten Eltern, Bezugspersonen, Lehrer*innen und andere Betreuungspersonen diese Warnsignale ernst nehmen und entsprechende Schritte setzen.
Mögliche Anzeichen einer psychischen Störung bei Kindern:
- Eine plötzliche anhaltende Verhaltensänderung: z.B.: das Kind zieht sich zurück, verliert das Interesse am Spielen, an früheren Lieblingsbeschäftigungen, an Hobbies. Ungewöhnliche Wutanfälle häufen sich, das Kind nässt wieder ein.
Folgende Überlegungen können bei der Beurteilung hilfreich sein:
- Wie lange hat sich das Verhalten des Kindes schon verändert?
Erst wenn sich die Veränderung über mehrere Wochen erstreckt hat, kann eine psychische Störung zugrunde liegen. - Ist die Veränderung schon einmal früher aufgetreten?
Verschiedene Erkrankungen verlaufen in Schüben (z.B.: Depressionen). Ist der akute Schub vorbei, verhält sich das Kind wieder ganz normal. - Wie oft registrieren Sie diese Auffälligkeiten?
Führen Sie Aufzeichnungen über die Häufigkeit – der behandelnde Arzt/ die Ärztin werden es Ihnen danken! - Wie schwerwiegend ist das Problem?
Stellen Sie sich selbst und Ihrem Kind diese Frage und tragen Sie das Ergebnis in einer Skala von 1 bis 10 ein (1= schwächste Form/ 10= stärkste Belastung). - Wie sehr leidet das Kind unter den Auswirkungen?
Denken Sie an soziale Isolation, schulische Leistungseinbußen! - Falls der Auslöser des Problems bekannt ist und Vermeidungsverhalten nicht zum Ziel führen, sollte unbedingt ein Facharzt/ eine Fachärztin aufgesucht werden.
- Sprechen Sie mit den Lehrer*innen, anderen Bezugspersonen über die Auffälligkeiten. Oft ist eine andere Sichtweise hilfreich!
- Wenden Sie sich frühzeitig an Ihren Hausarzt/ Hausärztin/ Facharzt/ Facharzt!
Eine Inanspruchnahme einer ärztlichen Hilfe bei psychischen Problemen ist keine Schande – im Gegenteil! Nur eine professionelle Hilfe kann wirklich helfen!
Sie haben sich mit Ihrem Kind an einen Arzt / eine Ärztin gewandt –
Wie geht es weiter? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen werden in der Regel durch einen Mix aus psychotherapeutischen Maßnahmen, pädagogischen und sozialen Ansätzen behandelt, ggf. können aus Medikamente eingesetzt werden.
Die Entscheidung der Therapie richtet sich nach Art und Schwere der psychischen Störung - auf jeden Fall trifft der behandelnde Arzt/ die Ärztin die Entscheidung über die Form der Therapie gemeinsam mit den Eltern.
Zur Erklärung: Psychotherapie = professionelle Behandlung psychischer (seelischer) Störungen mit psychologischen Mitteln . Sie bildet den Schwerpunkt der Behandlung; sie kann mit dem Kind allein, aber auch gemeinsam mit Eltern, Geschwistern durchgeführt werden. Entscheidend ist das gute Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut.
Wichtige Auskunftsstellen:
Telefonseelsorge: Tel.: 141 (24 Stunden gratis aus ganz Österreich) www.telefonseelsorge.at
Rat auf Draht: Tel.: 147 (24 Stunden gratis aus ganz Österreich)
Notfallpsychologischer Dienst: Tel.: 0699/188 554 00 (24 Stunden) www.notfallpsychologie.at/
Berufsverband Österreichischer Psycholog/innen Helpline: Tel.: 01/504 80 00 (Mo-Fr von 9-13 Uhr) , www.boep.eu
Quellen:
www.netdoktor.de/krankheiten/psychische-erkrankungen/bei-kindern/
www.diabinfo.de
www.springermedizin.de
www.gesundheit.gv.at